Der Seitensprung by Karin Alvtegen

Der Seitensprung by Karin Alvtegen

Autor:Karin Alvtegen [Alvtegen, Karin]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub, azw3
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


EVA.

Sie hieß Eva.

Warum hatte sie gelogen?

Wieso war sie mit zu ihm nach Hause gegangen, hatte ihm Einlass in ihren Körper gewährt und ihn dazu gebracht, sie vollständig und ohne Vorbehalt in sein Leben hereinzulassen, warum hatte sie ihm gestattet, sich vor ihr zu entblößen? Er lag auf dem Rücken im Bett und starrte an die Decke, lag in dem Bett, in dem sie sich geliebt hatten. Dort hatte er sie geliebt und sie ihn benutzt, hatte ihn verwendet wie einen Gegenstand. Vollkommen rücksichtslos hatte sie sich in seine Welt hineingedrängt, hatte alles umgeworfen und all die Lust gestohlen, die er unter solchen Mühen eine lange Zeil aufbewahrt hatte.

Sie war eine von denen.

Eine von den Frauen, die seine Familie zerstört und ihm seine Mutter weggenommen hatten.

Die Stärke, die er von ihr zu empfangen geglaubt hatte, verwandelte sich mit den drei Buchstaben in einen offenen Angriffspunkt, ein unbewachtes Loch, das direkt hineinführte in seine tiefste Angst. Die Angst, deren einziger ebenbürtiger Gegenspieler die Kontrolle war. Seine einzige Streitmacht.

Er fühlte den Zwang eindringen wie einen physischen Angriff. Niemand war mehr da, der noch dagegen anzukämpfen bereit war.

Vor wenigen Stunden noch so stark.

Wer war sie, die es wagte, ihm das anzutun?

Die Nummer hatte er bereits im Telefonbuch nachgeschlagen.

Nacka.

Zehn Minuten mit dem Auto.

Aber es gab keine Möglichkeit, die Wohnung zu verlassen.

Als er zum ersten Mal die Nummer wählte, war es 23:44. Er saß nackt auf dem Bett, und das Telefon stand rechtwinklig zur rechten Ecke des Teppichs. Es klingelte zweimal. Und dann ihre Stimme, die der Lüge einen Klang verlieh.

»Eva.«

Sie gab es also zu.

Er legte auf und spürte seinen Zorn wachsen. Und dann ein kurzer Druck auf die Wahlwiederholung.

»Ja.«

Wieder legte er auf. Warum antwortete sie mit Ja, wenn er anrief? Ihre Stimme schnitt durch ihn hindurch, erweckte die vernichtende Begierde zum Leben. Die Erinnerung an ihre Nacktheit zwang sein ganzes Blut in sein Geschlecht hinunter, wo seine Lust anschwoll. Er legte sich auf das Bett, unfähig, sich zu rühren. Wieder war der Trieb ein Feind, der sich höhnisch erhob und ihn angriente.

Du bist nichts wert. Niemand will dich.

Vielleicht schlief er ein paar Stunden, vielleicht nicht.

Als er das nächste Mal anrief, war es sieben Minuten nach sechs.

Er musste ihre Stimme hören.

»Hallo.«

Er musste.

»Hallo?«

Das durfte ihm niemand wegnehmen.

»Was willst du? Es wäre doch praktisch, es auch zu sagen, nachdem du uns sowieso geweckt hast.«

Er hörte auf zu atmen.

Uns geweckt hast.

Nachdem du uns sowieso geweckt hast.

»Fahr zur Hölle.«

Am anderen Ende legte sie auf. Sie, die in der Nacht auf gestern mit der nackten Haut an seiner geschlafen hatte, die seine Welt in eine Möglichkeit verwandelt und ihn in Erwartung versetzt hatte.

Heute Nacht hatte sie bei einem anderen geschlafen, der mit uns bezeichnet wurde.

Bei wem?

Wer war dieser Mann, der ihrer würdig war?



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